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Perfekt formuliert, aber nicht passend: 2 von 3 Bewerbungen mit Hilfe von KI erstellt 

Perfekt formuliert, aber nicht passend: 2 von 3 Bewerbungen mit Hilfe von KI erstellt 

Marié Detlefsen | 28.05.25

Künstliche Intelligenz revolutioniert den Bewerbungsprozess – doch wie viel Hilfe ist wirklich sinnvoll? Erfahre, wie KI Bewerbungen verbessert und warum authentische Qualifikationen für Recruiter weiterhin entscheidend bleiben.

Von der leeren Seite zur perfekten Bewerbung – in Sekunden. Künstliche Intelligenz macht es möglich. Immer mehr Jobsuchende setzen beim Verfassen ihrer Bewerbungsunterlagen auf smarte Tools, die ihnen nicht nur bei Formulierungen, sondern auch bei der Einschätzung ihrer Fähigkeiten und beim Abgleich mit Stellenanzeigen unter die Arme greifen. Was auf den ersten Blick nach einer echten Erleichterung klingt, birgt allerdings auch neue Herausforderungen – sowohl für Bewerber:innen als auch für Personalverantwortliche.

KI als Bewerbungshelfer:in: Genial oder generisch?

Laut einer aktuellen Studie von The Stepstone Group, nutzen bereits rund zwei Drittel der befragten Jobsuchenden KI, um etwa Anschreiben gezielt an eine Stelle anzupassen. Etwa 50 Prozent nutzen außerdem die neue Technologie, um Lebensläufe zu erstellen. Was früher Stunden kostete, lässt sich heute mit ein paar Prompts und Klicks erledigen – fehlerfrei, professionell und maßgeschneidert. Zumindest oberflächlich betrachtet.

Denn obwohl drei von vier Recruitern bestätigen, dass Bewerbungen durch den Einsatz von KI rein optisch an Professionalität gewonnen haben, bleibt ein ungutes Gefühl. Fast ebenso viele klagen über ein wachsendes Maß an Austauschbarkeit. Bewerbungen wirken oft überpoliert, glattgebügelt und zu selten authentisch. Daher empfinden 73 Prozent der Personalverantwortlichen Bewerbungen inzwischen als weniger individuell, und 75 Prozent haben den Eindruck, dass Qualifikationen teilweise übertrieben dargestellt werden. Dies wurde bereits 2024 deutlich, als 77 Prozent der Recruiter in Deutschland in einer Studie von Remote angaben, Lebensläufe zu erhalten, welche von einer KI erstellt wurden – oft mit falschen oder übertriebenen Angaben. Noch alarmierender: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Befragten gab an, dass dies regelmäßig vorkommt.

Bewerbung „auf gut Glück“

Laut der Studie gehen viele Bewerber:innen davon aus, dass sie mit Masse statt Klasse zum Ziel kommen. 42 Prozent geben zu, sich einfach mal „auf gut Glück“ zu bewerben. Fast zwei Drittel glauben, dass man die Anforderungen in Stellenanzeigen ohnehin nicht zu ernst nehmen müsse – als wären sie ein grober Richtwert statt ein konkretes Anforderungsprofil.

Für Recruiter bedeutet das vor allem eines: viel zu sortieren, viel zu filtern. 80 Prozent der eingereichten Bewerbungen bewerten sie als mittelmäßig oder sogar schwach. Der Hauptgrund für eine Ablehnung? Fehlende relevante Kompetenzen (60 Prozent) und unzureichende Berufserfahrung (42 Prozent). Auch bei der Sortierung können KI-Tools oder eigens erstellte AI Agents für die Bewerber:innen-Auswahl unterstützen. Wer auf eine europäische KI-Lösungen setzen möchte, kann zum Beispiel die neue Agents API von Mistral AI nutzen.


KI-Gap:

Jede:r Vierte verzichtet wegen fehlender KI-Skills auf Bewerbungen

KI-Gap: Jede:r Vierte verzichtet wegen fehlender KI-Skills auf Bewerbungen.
© Matheus Bertelli – Pexels


KI als Werkzeug und nicht als Ersatz für Bewerbungen

KI-Tools wie Lebenslauf-Matcher oder personalisierte Empfehlungssysteme könnten theoretisch genau hier ansetzen: Fähigkeiten sichtbar machen, Schwächen aufdecken, Bewerbungen besser auf den jeweiligen Job zuschneiden. Doch in der Praxis nutzen viele Bewerber:innen diese Möglichkeiten nicht konsequent oder falsch. Eine Bewerbung, die zwar schön formuliert ist, aber am tatsächlichen Bedarf des Unternehmens vorbeigeht, bleibt am Ende auf der Strecke liegen.

Recruiter sehen die Chancen durchaus, wünschen sich aber vor allem eins: mehr Echtheit, mehr Differenzierung, mehr Substanz. Sie suchen Menschen, die ihre Stärken kennen und ihre Entwicklungspotenziale einschätzen können. Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkexperte bei The Stepstone Group, sagt hierzu:

Entscheidend ist, KI für die Recherche und zur Optimierung der Unterlagen einzusetzen. KI-generierte Formulierungen müssen hinterfragt und kritisch geprüft werden. Das gilt für Anschreiben, aber auch für die Darstellung von Fähigkeiten und Qualifikationen. Personalverantwortliche erwarten mehr als nur gut formatierte Unterlagen. Authentizität, relevante Erfahrungen und eine klare Motivation bleiben entscheidend – gerade im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.

Künstliche Intelligenz revolutioniert den Bewerbungsprozess – keine Frage. Sie hilft, Hürden abzubauen, gibt Orientierung und spart Zeit. Doch sie ersetzt weder Selbstreflexion noch Vorbereitung. Wer die Technologie nur als Abkürzung begreift, läuft Gefahr, an Authentizität zu verlieren. Selbst ausgezeichnete Bewerbungen helfen nicht weiter, wenn grundlegende Kompetenzen fehlen. Letztendlich kann eine KI vieles: strukturieren, analysieren, formulieren. Aber sie kann nicht erkennen, ob ein:e Bewerber:in wirklich für eine Stelle geeignet ist. Zumindest bedürfte es dafür sehr vieler Prompts und personalisierter Anpassungen. Diese Aufgabe bleibt letztlich beim Menschen.


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