Performance Marketing
YouTube-Werbung am emotionalen Höhepunkt – Peak Points und shoppable TV Ads im Check

YouTube-Werbung am emotionalen Höhepunkt – Peak Points und shoppable TV Ads im Check

Larissa Ceccio | 15.05.25

Gezielte Werbung genau dann, wenn die Emotionen am höchsten kochen: Mit dem neuen Peak Points-Format erscheinen Ads direkt nach den spannendsten Momenten im YouTube-Video. Gleichzeitig hält ein interaktiver Shopping Feed für TV Ads Einzug auf dem großen Bildschirm. Was diese Neuerungen für Zuschauer:innen und Marken bedeuten, welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielt und welche Chancen sowie Herausforderungen damit verbunden sind.

Das Finale steht an: Ein YouTube-Video steuert auf seinen emotionalen Höhepunkt zu, die Musik schwillt an, das Geheimnis wird endlich gelüftet – und dann, im entscheidenden Moment, stoppt plötzlich alles. Werbung. Die Zuschauer:innen sind kurz aus dem Geschehen gerissen und finden sich mitten in einer Anzeige wieder.

Was für viele überraschend und wahrscheinlich auch frustrierend ist, betont auch Marketing-Expertin Lan Hoang auf X, ist für Brands und die Plattform ein strategisch platzierter Schachzug: YouTube experimentiert mit neuen Werbeformaten, die das Seherlebnis gezielt unterbrechen, um Werbung möglichst aufmerksamkeitsstark zu präsentieren. Neben Ads, die direkt nach emotionalen Höhepunkten eingeblendet werden, führt YouTube zudem einen interaktiven Shopping Feed für TV-Werbung ein.

Beide Innovationen könnten das Nutzer:innenerlebnis und die Vermarktungschancen nachhaltig verändern.

Werbung am Höhepunkt: Peak Points

YouTube setzt beim Platzieren von Werbung jetzt gezielt auf sogenannte Peak Moments. Die Streaming-Plattform und Google-Tochter nutzt dazu die KI Gemini, um in Videos die Abschnitte zu identifizieren, in denen die meisten Emotionen entstehen oder die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen am höchsten ist. Direkt nach diesen Peak Moments werden dann Werbeanzeigen eingeblendet.

Screenshot eines YouTube-Videos mit eingeblendeter Peak Points-Werbung direkt nach einem spannenden Moment; zeigt das neue datengetriebene Werbeformat für gezielte Anzeigenplatzierung.
YouTube platziert neue Ads direkt nach emotionalen Höhepunkten in Videos, © YouTube

YouTubes Strategie dahinter? Wer in einer besonders emotionalen Phase angesprochen wird, erinnert sich besser an das Gezeigte. Für Werbetreibende bedeutet das eine höhere Chance, die gewünschte Wirkung zu erzielen. Das Konzept orientiert sich am sogenannten „emotion-based targeting“, einer Methode, die in der Werbebranche immer wichtiger wird. Dabei werden Anzeigen gezielt in emotional aufgeladenen Momenten platziert, um maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Eine aktuelle Fallstudie von Wurl zeigt, dass Kampagnen mit Emotion Targeting ein deutlich höheres Engagement erzielen und andere Strategien sogar übertreffen können. Unternehmen setzen diesen Ansatz daher zunehmend ein, um die Wirkung ihrer Werbebotschaften zu verstärken.

Die Tech-Journalistin Lauren Forristal von TechCrunch hat die Werbestrategie Peak Points in einem Beitrag analysiert. Sie betont ebenfalls, dass Werbeunterbrechungen direkt nach Höhepunkten für viele Zuschauer:innen frustrierend sein könnten – vor allem, wenn sie mitten im spannendsten Moment ihres gewählten Videos ausgebremst werden. YouTube und die werbenden Marken setzen jedoch darauf, dass die erhöhte emotionale Beteiligung das Kaufinteresse steigert und den Ärger über die Unterbrechung in den Hintergrund treten lässt. Wer wissen möchte, welche Tools YouTube Creatorn aktuell sonst noch zur Verfügung stehen, findet einen Überblick in unserem Beitrag zu den neuen Shorts und Editor Features.


Neuer Editor und Schnitt zum Beat:
YouTube bringt 5 neue Creator Tools für Shorts

Smartphone Mockup mit Videobearbeitung auf Screen, Short, violetter Verlauf im Hintergrund
© YouTube via Canva


Shopping Feed für TV Ads: YouTube bringt Werbung aufs große Display

Noch deutlicher wird YouTubes neuer Commerce-Fokus bei einer weiteren Neuerung, die auf dem diesjährigen Upfront Event und über die ebenfalls TechCrunch berichtet, vorgestellt wurde: dem interaktiven Produkt-Feed für TV Ads.

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YouTube hat erkannt, dass viele Menschen Videos längst nicht mehr nur auf dem Smartphone schauen. Gerade in den USA ist die Plattform zum führenden Streaming-Dienst auf dem Fernsehbildschirm geworden – sogar vor Netflix, Disney+ und Prime Video. Laut internen Daten von YouTube und Erhebungen von Nielsen war der Fernseher im ersten Quartal 2025 das meistgenutzte Endgerät zum YouTube-Schauen in den USA.

Die neue Funktion ist deshalb für Werbungtreibende besonders interessant: Während eine Anzeige auf dem TV läuft, wird am rechten Bildschirmrand ein interaktiver Produkt-Feed eingeblendet. Zuschauer:innen können mit der Fernbedienung durch verschiedene Produkte scrollen – quasi wie durch ein digitales Schaufenster.

Wer ein Produkt spannend findet, kann direkt mit der Fernbedienung ein Item auswählen. Anschließend erscheint ein QR Code, den Zuschauer:innen mit ihrem Smartphone scannen können, um direkt zur Produktseite zu gelangen. Noch komfortabler: Per Knopfdruck lässt sich der Link zum gesamten Produktangebot an das eigene Smartphone senden – für ein bequemes Shopping-Erlebnis nach der Werbung.

Warum YouTube auf Commerce setzt – und was der Markt sagt

Mit der Kombination aus TV-Werbung und direkter Einkaufsmöglichkeit adressiert YouTube einen aktuellen Trend im Streaming- und Commerce-Bereich. Laut der Studie Media Reactions 2024 von Kantar bleibt YouTube die bevorzugte Werbeplattform für Marketer weltweit.

YouTube selbst gibt an, dass im vierten Quartal 2024 mehr als 50 Millionen monatliche Conversions allein über TV-Kampagnen erzielt wurden. Das zeigt: Werbeanzeigen, die auf Interaktion und Komfort setzen, funktionieren auch auf dem großen Bildschirm.

Mit diesen Innovationen reagiert YouTube auf einen wachsenden Wettbewerbsdruck. Auch andere Streaming-Dienste wie Amazon Prime Video investieren inzwischen stark in interaktive Shopping Ads. Erst in dieser Woche stellte Amazon eine neue Werbeform vor, die Nutzer:innen direkt im Stream auf Deals, Produktbewertungen und Prime-Versandmöglichkeiten aufmerksam macht. Allerdings stößt auch diese Neuerung im Kontext Ads nicht nur auf Begeisterung: Viele Zuschauer:innen empfinden die zunehmende Zahl an Ads und Shopping-Funktionen bei Prime Video als störend und sehen das eigentliche Streaming-Erlebnis dadurch beeinträchtigt. Mehr zu den aktuellen Strategien und der Kritik an Werbeformaten bei Amazon findest du im Überblicksartikel zu Prime Video.


Aufreger Ads in Amazon Prime Video:
Es lohnt sich

Prime Video auf Bildschirm
© Thibault Penin – Unsplash


Mehr Werbung, weniger Streaming-Erlebnis?

Mit den Peak Points und dem shoppable Feed für TV Ads geht YouTube einen großen Schritt in Richtung datengetriebener, interaktiver Werbung. Die Plattform verspricht Werbekund:innen mehr Sichtbarkeit und messbare Ergebnisse – doch nicht alle Nutzer:innen dürften die Neuerungen vorbehaltlos begrüßen.

Viele Zuschauer:innen könnten Ads, die direkt nach den spannendsten Momenten erscheinen, als besonders störend empfinden. Die gezielte Platzierung könnte das Seherlebnis beeinträchtigen und in der Community für Unmut sorgen. Auch der interaktive Shopping Feed bei TV Ads könnte von manchen Nutzer:innen womöglich kritisch betrachtet werden. Es besteht die Befürchtung, dass die wachsende Kommerzialisierung und neue Shopping-Funktionen das eigentliche Videoerlebnis zunehmend in den Hintergrund rücken könnten. Entscheidend wird sein, ob YouTube die Balance zwischen innovativen Werbeformaten und einem angenehmen Nutzer:innenerlebnis findet. Für den optimierten Werbeumsatz aber werden die Lösungen wertvoll sein. Schon im ersten Quartal machte Alphabet allein mit YouTube-Werbung 8,9 Milliarden US-Dollar Umsatz.

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